Den eigenen Körper verstehen
Heute möchte ich über ein Thema schreiben, dass mir in Gesprächen mit Frauen immer wieder begegnet. Es ist oft sogar noch präsenter, als Symptome und Beschwerden in den Wechseljahren. Es geht um die schleichende Gewichtszunahme. Und wie soll es anders sein, natürlich hat auch mich dieses Problem betroffen und ich arbeite auch noch heute daran.
So viele Frauen sind betroffen und frustriert, weil keine der klassischen Diäten selbst in Verbindung mit Sport mehr richtig funktionieren will. Selbst mit Ernährungsumstellungen ist es deutlich schwieriger als früher. Dafür gibt es gute Gründe, die wir uns heute einmal etwas genauer anschauen wollen.
Thema Selbstverantwortung und Körperwahrnehmung
In den meisten Fällen haben wir Frauen nicht gelernt, uns mit unserem eigenen Körper intensiver auseinanderzusetzen. Und ich meine hier die inneren Abläufe und Prozesse. Erschreckend finde ich, dass ganz viele Frauen überhaupt nicht konkret wissen, was während ihres monatlichen Zyklus in ihrem Körper passiert. Erst recht nicht, was da dann während der Wechseljahre so alles abläuft. Das Einzige, was alle Frauen realisiert haben, ist, dass unsere Hormone in eine gewaltige Schieflage geraten und dass das mehr oder weniger starke Symptome macht. Das wars dann aber meist auch schon.
Es ist überhaupt nicht so, dass es den Frauen an Interesse mangelt oder sie keine Lust haben, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Daher ist das, was ich hier schreibe, auch bitte überhaupt nicht als Vorwurf zu verstehen. Nein, wir haben es einfach nicht gelernt, in uns hineinzuspüren, Fragen zu stellen, Abläufe zu kennen und erst recht nicht, selbst Verantwortung für unseren Körper zu übernehmen. Die Meisten von uns (und ich zähle mich hier absolut dazu) sind mit einem Gefühl der Selbstverständlichkeit aufgewachsen, dass unser Körper Vieles allein und ganz automatisch regelt, er schlicht und einfach funktioniert. Und tut er das einmal nicht, gehen wir zum Arzt ganz mit dem Vertrauen, dass er schon die Ursache finden und uns eine Lösung für das Problem anbieten wird. Wir geben also unsere eigene Verantwortung an den Arzt ab.
Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich möchte hier auf gar keinen Fall dazu aufrufen, nicht mehr zum Arzt zu gehen und alles allein regeln zu wollen. Immer dann, wenn Du Dir unsicher bist, frage bitte Deinen Heilpraktiker, Arzt oder einen Therapeuten. Oder tausche Dich zumindest erstmal mit einer Beraterin/einem Berater aus. Ein verantwortungsvoller Coach wird immer seine Grenzen erkennen und Dir einen geeigneten Weg zu weiterführender fachkundiger Unterstützung und Hilfe bei den entsprechenden Fachleuten zeigen.
Ich möchte aber auch dazu aufrufen, zuerst einmal wieder selbst die Verantwortung für Deinen Körper zu übernehmen. Dazu gehört, sich mit seinen inneren Abläufen auseinanderzusetzen, um die einzelnen Prozesse zu verstehen. Umso genauer kannst Du selbst einschätzen, warum hin und wieder etwas nicht so funktioniert, wie wir es gewohnt sind. Und in erster Instanz können wir uns oft sehr gut selbst helfen. Unser Körper kommuniziert in jeder einzelnen Minute des Tages mit uns. Wir dürfen wieder lernen, seine Signale zu verstehen. Und meiner Erfahrung nach ist dann, wenn uns der Körper durch bestimmte Symptome eine Notlage signalisiert, vorab auf mentaler Ebene ein Ungleichgewicht entstanden, das wir nicht berücksichtigt haben. Also wird der Körper deutlicher und schickt uns immer heftigere Symptome, die sich schlussendlich überdeutlich dann in Krankheitsbildern widerspiegeln. Soviel vorweg zum Thema Selbstverantwortung. Das ist wichtig, um zum Beispiel auch an einer Gewichtszunahme arbeiten zu können.
Hormone & Gewichtszunahme
Also zurück zum heutigen Thema. Ich möchte Dir zunächst ein wenig erklären, was in den Wechseljahren überhaupt für die Gewichtszunahme verantwortlich sein kann. Anschließend in Teil 2 gebe ich Dir dann natürlich auch ein paar Tipps und Inspirationen an die Hand. Also lass uns loslegen und jetzt einmal etwas tiefer in unseren Körper eintauchen.
Der weibliche Zyklus: Gut zu wissen ist, dass unser Körper während des ganz normalen weiblichen Zyklus jeden Tag (!) ungefähr 200-300 kcal verbraucht, um ihn reibungslos aufrecht zu erhalten. Fällt dieser Zyklus aufgrund des sinkenden Hormonniveaus peu á peu weg, werden auch diese Kalorien nicht mehr benötigt. Essen wir nun ganz normal weiter, nimmt also ganz automatisch und langsam unser Körper an Gewicht zu.
Die Hormone Östrogen und Ghrelin (Progesteron folgt später): Dass Östrogen und Progesteron unsere Geschlechtshormone sind, wissen die meisten Frauen. Doch sie sind nicht nur für unsere Fortpflanzung zuständig, sondern sie spielen auch eine wichtige Rolle für Herz und Kreislauf, den Bewegungsapparat, das Immunsystem und unser zentrales Nervensystem. Wusstest Du zum Beispiel, dass die Östrogenrezeptoren im Hypothalamus (einem Teil unseres Gehirns) wie eine Art Hauptschalter funktionieren und drei wichtige Körperfunktionen steuern? Und zwar die Nahrungsaufnahme, den Energieverbrauch und die Körperfettverteilung. Wenn also der Östrogenspiegel immer weiter abfällt, können diese drei Funktionen nicht mehr so gut reguliert werden, wie früher. Nun nehmen die meisten Frauen in den Wechseljahren vorwiegend um die Körpermitte herum und am Bauch zu. Der Grund dafür ist der niedrigere Östrogenspiegel. Er sorgt für diese Verschiebung der Fettzellen. Und als ob das noch nicht genug ist, werden genau diese Fettzellen dazu angeregt, so richtig Gas zu geben. Denn diese Fettzellen sind in der Lage, Östrogen zu produzieren. So versucht unser Körper, schlau wie er ist, einen Östrogenmangel auszugleichen.
Wie wir vorab erfahren haben, ist Östrogen auch für die Steuerung unserer Nahrungsaufnahme mit verantwortlich. Es arbeitet eng mit dem Hormon Ghrelin zusammen, unserem „Appetit-Hormon“. Ghrelin signalisiert dem Körper, dass wir Hunger haben. Wir essen, der Ghrelinspiegel fällt und Östradiol sendet dem Gehirn (neben Leptin, unserem „satt-Hormon“) die Nachricht „ich bin satt“. Ist nun in den Wechseljahren der Östrogenspiegel niedriger, verläuft auch diese Kommunikation langsamer. Wir merken später, dass wir satt sind, weil die Meldung ans Gehirn verzögert erfolgt. Folglich essen mehr bis zum Sättigungsgefühl und nehmen zu.
Das Hormon Progesteron: Es ist definitiv unser „Chill-Hormon“. Progesteron sorgt dafür, dass wir uns entspannt und ausgeglichen fühlen. Naturgemäß sinkt in den Wechseljahren auch der Progesteronspiegel. Wir fühlen uns schneller gestresst, gereizt und erschöpft. Zusätzlich sorgt dieser Hormonmangel dafür, dass unser Körper vermehrt Wasser ins Gewebe einlagert. Das wiederum zeigt sich meist als Gewichtszunahme auf der Waage, was durchaus frustrierend wirkt. Aber nicht nur das. Wir leiden auch öfter unter einem aufgetriebenen Bauch. Manche Frauen sehen dadurch tatsächlich an manchen Tagen aus, als wären sie schwanger. Es ist ohne Frage ein lästiges Problem, doch hierbei handelt es sich nicht um eine echte Gewichtszunahme. Dazu kommt es unter Umständen erst, wenn der Progesteronmangel durch die dadurch entstehende innere Unruhe für Schlafprobleme sorgt. Schlafen wir nicht gut, sorgen andere daraus resultierende hormonelle Verschiebungen dafür, dass wir viel eher als sonst zu Heißhungeranfällen neigen, die dann möglicherweise zu einer realen Gewichtszunahme führen.
Insulin – unser Schlüsselhormon: Die Meisten von uns wissen, das die Aufgabe des Insulins darin besteht, mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate, die in Glukose (Einfachzucker) umgewandelt wurden, über den Blutkreislauf in unsere Zellen zu transportieren, die dann die Glukose für die Energieversorgung benötigen. Nehmen wir zu viele Kohlenhydrate auf, ist demzufolge zu viel Glukose im Blutkreislauf. Unser schlauer Körper wandelt nun diese überschüssige Glukose in Glykogen um, das in der Leber oder bei starkem Überschuss sogar in Form von Fett gespeichert wird. Passiert das dauerhaft, kann es zu einer Insulinresistenz kommen.
Glukose ist der Kraftstoff für unsere Zellen. Wenn die Rezeptoren jedoch aufgrund einer Resistenz Insulin als Schlüssel nicht mehr erkennen, kann dieser Kraftstoff nicht mehr in die Zellen gelangen. Eine Notsituation entsteht und unser Körper fährt zum Schutz vor einem Mangel den Stoffwechsel herunter. Er senkt so unser Energieniveau, um zu überleben. Das führt zu einem künstlich herbeigeführten Hungermodus. Bekommen unsere Zellen nicht ihren dringend benötigten Treibstoff, verlassen sie sich hingegen auf die Fettspeicher. Das ist genau der Punkt, an dem uns der Körper nicht mehr „erlaubt“ abzunehmen, weil er davon ausgeht, dass er die Fettspeicher dringend für sein Überleben benötigt. Wir können noch so viele Kalorien einsparen und werden dennoch nicht ein Gramm abnehmen. Insulinresistenz verursacht noch mehr Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate. So setzt sich der Teufelskreis aus Hungermodus und Fettspeicherung immer weiter fort. Wir werden erst dann wieder abnehmen, wenn wir unsere Zellen dazu bringen können, die Glukose aufzunehmen.
Zu guter Letzt
Für heute waren das ziemlich viele neue und zum Teil sicher auch bekannte Informationen. Das darf nun erstmal verarbeitet werden. Daher mache ich hier heute den Punkt. Mehr würde absolut den Rahmen sprengen. Im Teil 2 in der nächsten Woche erkläre ich Dir die Östrogen-Insulin-Connection, wir sprechen über Adrenalin und Cortisol, also welchen Einfluss Stress auf die Gewichtszunahme hat und emotionale Auslöser. Doch damit lasse ich Dich natürlich nicht allein. Wie versprochen, bekommst Du von mir einige Tipps und Inspirationen an die Hand, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken oder ein schon vorhandenes Übergewicht wieder loszuwerden. Doch vorweg möchte ich noch erwähnen, dass es keine „schnelle“ Lösung sein wird. Wie Du weißt, betrachte ich alles immer aus ganzheitlicher und damit aus nachhaltiger Sicht.
Wenn Du tiefer eintauchen möchtest, buche Dir gern eines meiner Angebote oder melde Dich direkt zu einem meiner Projekte „Frühlingsgefühle“ an. Dazu gibt es vom 22. bis 28.04.2024 eine Themenwoche online via Telegram und mit Workshop am 27.04.2024 über Zoom oder Du kommst zu meinem LIVE Workshop am 26.04.2024 direkt vor Ort in Jüterbog.
Da wir selbstverständlich in diesem ganzen Prozess unseren Körper wunderbar mit ätherischen Ölen, also mit purer Natur, unterstützen können, melde Dich auch gern bei mir zu einer Öl-Beratung, wenn Du Interesse hast.
Du siehst, ich biete Dir viele Möglichkeiten, damit Du Deine Körperwahrnehmung deutlich verbessern und so Deinen Körper verstehen und dadurch besser unterstützen kannst. In jedem Fall freue ich mich schon sehr darauf, Dich ein kleines Stück auf Deinem Weg begleiten zu dürfen.
An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön, dass Du mir bis hierher gefolgt bist. Das berührt mich sehr. Bis zum nächsten Mal wünsche ich Dir eine wundervolle Zeit, gib gut auf Dich Acht.
Alles Liebe für Dich ❤️,
Deine Britta. 🌻