Was ist eigentlich „Journaling“?
Der Begriff „Journaling“ bedeutet nichts anderes, als seine Gedanken in ein Tagebuch zu schreiben. Erlebnisse und Erfahrungen, im Grunde alles, was uns durch den Kopf geht, wird hier zu Papier gebracht. So ist in gewisser Weise ein Tagebuch eine höchst private Autobiographie (wenn es regelmäßig geschrieben wird). In eher seltenen Fällen gelangt ein Tagebuch an die Öffentlichkeit, wird bewusst publiziert. Diese sind zwar jedermann zugänglich, doch der Grundgedanke ist die ganz persönliche Niederschrift der eigenen Gedanken.
Und der Gedanke des Tagebuchschreibens ist gar nicht so neu. Vorläufer des Journals im heutigen Sinne finden sich bereits in der Antike. Hier wurden wichtige Impulse auf Steintafeln geschrieben. Ungefähr so fing also alles an. Doch erst in der Renaissance wurde es kultiviert. Die zunehmende Verbreitung von Papier und Pergament als erschwingliches Schreibmaterial machten es möglich.
In Form zum Beispiel eines Schlaf-, Trauma- oder Lesetagebuches findet es immer häufiger medizinische, psychologische und pädagogische Verwendungen. Auch wird es in der Psychotherapie gern zur Unterstützung der Selbstreflexion empfohlen.
In einem meiner vorigen Posts hast du schon etwas über die „Macht deiner Gedanken“ erfahren. Und Gedanken lösen in unserem Körper Emotionen aus. Je nach deinen Gedanken gibt es hier ziemliche Unterschiede. Emotionen haben nämlich nicht nur eine empfundene Farbe, sondern eine ganz spezifische, messbare Schwingung. Angst schwingt zum Beispiel ganz anders als Liebe. Tief schwingende Emotionen nehmen wir als leidvoll wahr, während höher schwingende Emotionen uns leicht und sicher fühlen lassen. Wie gesagt, diese Schwingungen sind messbar.
Nimmst du nun das Journaling als Werkzeug zur Selbstreflexion, kannst du dir deine Emotionen bewusst machen und so erkennen, welche Gedanken dich dorthin geführt haben. Und was uns bewusst ist, daran können wir arbeiten.
Welche Formen des Journaling gibt es?
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, ein Tagebuch zu schreiben. Du kannst täglich deine Gedanken festhalten oder nur sporadisch. Vielleicht auch nur dann, wenn dich etwas besonders beschäftigt. Es können ein paar kurze Gedanken sein. Oder du nimmst dir die Zeit, ausführliche Texte zu schreiben. Hier gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten.
Wenn du dein persönliches Tagebuch führen möchtest, versuche auf jeden Fall, dich nicht an Vorgaben zu orientieren oder daran, wie Bekannte oder Freunde es machen. Finde dein ganz eigenes Journaling. Nimm das, womit du dich wohl fühlst und was dir gut tut. Ganz nach dem Motto: „Alles kann, nichts muss!“ Es muss nicht einmal ein besonders teures Journal sein. Ein einfaches Notizbuch funktioniert genauso gut. Schau hier einfach, was sich für dich gut anfühlt. Ich selbst favorisiere ein materielles Tagebuch, in das ich mit einem Stift meine Gedanken eintragen kann. Doch es gibt inzwischen auch die verschiedensten digitalen Möglichkeiten, zum Beispiel Apps.
Als Veranschaulichung erläutere ich dir hier ein paar Beispiele. Bitte sieh es lediglich als Anregung bzw. Impuls. Probiere dich aus, du wirst deine Form finden. Also lass uns einmal schauen, was es da alles gibt.
Dankbarkeits-Journaling
Sehr verbreitet ist das sogenannte „Dankbarkeits-Tagebuch“. Hierfür nimmst du dir einmal am Tag Zeit und schreibst dir Momente auf, für die du an diesem Tag ganz besonders dankbar bist. Das muss gar nicht viel sein. Nimm dir vor, jeden Tag drei Augenblicke zu finden, für die du dankbar bist. Der erste und zweite Moment wird dir eventuell noch schwer fallen, weil du womöglich einen „schweren Tag“ hattest. Doch dann schau einmal, was passiert. Es wird sich zu einem Selbstläufer entwickeln. Sobald dir die ersten beiden Ereignisse bewusst geworden sind, wird dir ganz von selbst immer mehr einfallen. Und auch wenn du nur die ersten drei in dein Tagebuch einträgst, wird dir immer bewusster, dass der Tag gar nicht so schlecht war, wie du ursprünglich dachtest.
Glücks-Journaling
Ähnlich ist es, wenn du dir täglich drei Glücksmomente aufschreibst. Einfach weil dies die Augenblicke sind, für die wir so dankbar sein können. Auch hier geht es um die Bewusstwerdung. Doch es gibt sogar Menschen, die ihr kleines Glücks-Journal immer dabei haben und just in dem Moment, da sie auf einen Glücksmoment treffen, diesen darin festhalten. Quer über den Tag verteilt.
Journaling zur Visualisierung/Manifestation
Immer dann, wenn du in deinem Leben eine Veränderung in Gang bringen möchtest, lohnt es sich, auch hier deine Gedanken aufzuschreiben. Und es ist völlig gleichgültig, ob es sich um einen großen oder kleinen Umschwung handelt. Hole die Idee aus deinem Kopf und bringe sie zu Papier. In diesem Moment setzt du den Fokus (siehe auch hier den Post „Die Macht deiner Gedanken“). Da dein Gehirn immer bestrebt ist, eine Antwort auf deine Frage zu finden, wirst du Step by Step Möglichkeiten finden, wie du in die Umsetzung gehen kannst. Auch diese notiere im Journal zu deiner Idee. Es ist wie ein Puzzle, dass sich Stück für Stück zusammensetzen wird.
Journaling als Me-Time
Entweder zum Tagesbeginn am Morgen oder am Abend zum Tagesabschluss kannst du dir eine regelmäßige Routine des Journalings einrichten. Eine Routine, in der du dir Zeit nimmst ganz für dich allein. Du zündest dir eine Kerze an, startest deine Lieblingsplaylist, nimmst dir einen heißen Tee und kuschelst dich an einem gemütlichen Ort ein. Am Morgen könntest du den voran gegangenen Tag reflektieren und eine Intention für den neuen Tag setzen. Zelebrierst du diese Routine am Abend, so kannst du den aktuellen Tag Revue passieren lassen, Erkenntnisse niederschreiben. Das hat den Vorteil, dass du eventuelle Stress-Situationen oder unangenehme Momente zu Papier bringst, anstatt sie mit in deinen Schlaf zu nehmen. Du schließt deinen Tag mit einigen Erkenntnissen ab. Und dann kannst du ihn tatsächlich in Frieden loslassen. Du hast dir die schönen Momente festgehalten und auch Angst und Ärger aus dem Kopf geschrieben. Diese Gedanken sind jetzt sinnbildlich im Tagebuch. Du musst dich mit ihnen nun in diesem Augenblick nicht mehr beschäftigen. Kannst in Ruhe schlafen gehen. Am nächsten Tag wirst du sie mit klarem, ausgeruhtem Kopf eventuell sogar mit ganz anderen Augen sehen.
Journaling als Therapie
Gemeint mit Therapie sind hier Selbsterkenntnisse. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Jeder von uns hat immer wieder einmal Situationen, in denen einfach keine Lösung zu sehen ist. Das Problem steht vor uns, wie eine riesige Mauer. Ich nehme dieses Mauer-Beispiel als eine Metapher zur Verdeutlichung. Wir kommen nicht drum herum und auch nicht oben über die Mauer. Auf der anderen Seite wäre aber die Lösung. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir mit unseren Gedankenschleifen feststecken. Unser Gedankenkarussell dreht sich immer nur im Kreis. Und schließlich stehen wir wieder am Ausgangspunkt, sind kein Stück voran gekommen.
Auch hier geht es wieder darum, erst einmal alle Gedanken in das Tagebuch zu bringen. Sie müssen noch keinen Sinn ergeben. Doch wir wissen jetzt, wie unser Gehirn tickt. Es will unsere Fragen beantworten und geht unbewusst auf Lösungssuche.
Eine meiner Formen des Journaling
Ich für mich habe folgenden Weg gefunden: Meine Gedankenschleifen stehen nun im Tagebuch. Nun schreibe ich meine Frage dazu. Sie könnte lauten „Was wäre der nächste kleine Schritt?“ Probiere es selbst einmal. Du wirst sehen, selbst deine Frage wird ganz von selbst auftauchen. Schreib sie dazu. Ich lasse dann den Stift kurz sinken und schließe die Augen, denke NICHT über die Gedankenschleifen nach, sondern nur an die Frage, die ich gestellt habe. Meist dauert es überhaupt nicht lange und eine Antwort ploppt auf. Entweder sie ist schon final oder ich stelle dann noch eine weitere Frage. Das funktioniert wirklich phantastisch. In Bezug auf eigene Verhaltensweisen, darauf, wie es zu bestimmten Umständen gekommen ist oder auch auf Verhaltensweisen von anderen Personen.
Bitte verstehe mich nicht falsch. Du solltest gute Fragen stellen und die Antworten als Impulse betrachten. Natürlich kann dein Tagebuch dir keine fertigen Lösungen liefern. Doch durch das Aufschreiben löst du dein Gedankenkarussell auf und lenkst deine Gedanken in eine neue Richtung. Erst dadurch bist du wieder offen für andere Denkweisen und Perspektiven. Das meine ich mit Journaling als Therapie. Denn auch ein Therapeut oder Trainer gibt dir Impulse mit seinen Fragen, die wiederum deine Denkmuster und deine Perspektive verändern.
Doch hier habe ich noch eine sehr wichtige Anmerkung für dich!
Natürlich funktioniert diese Form des Journaling nur in deinem normalen Alltag. Bei schwerwiegenden und ernsthaften Problemen hole dir bitte in jedem Fall Hilfe und Unterstützung bei Therapeuten, Psychologen oder Ärzten.
Mein Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass Journaling eine wunderbare Art ist, seine Gedanken zu ordnen, sich schöne und wichtige Augenblicke bewusst zu machen, die im Alltag sonst einfach im Unterbewusstsein verschwinden würden.
Denn wenn wir sagen, ein Tag ist komplett mies gelaufen, ist es in den meisten Fällen gar nicht der gesamte Tag. Es sind oft nur einzelne Momente. Um unser „Überleben“ zu sichern, sorgt unser Gehirn jedoch dafür, dass genau solche Momente, die als „potentielle Gefahr“ eingestuft werden, viel mehr im Bewusstsein sind. Das ist seine Aufgabe. Die schönen Augenblicke müssen wir uns selbst in den Vordergrund holen. Doch genau damit ändert sich meist die ganze Wahrnehmung eines Tages zum Positiven.
Also ist das Journaling eine phantastische Möglichkeit, dein Leben viel schöner, bunter und glücklicher wahrzunehmen. Und ganz ehrlich, wer möchte das nicht. Deshalb lege ich dir heute ans Herz, probiere einmal für dich aus, ein Tagebuch zu schreiben. Es ist eine wertvolle Erfahrung. Das verspreche ich dir.
Mit dieser Empfehlung wünsche ich dir nun einen wunderbaren Start in diesen Montag und die neue Woche. Denke positiv, gönne dir immer wieder kleine Pausen und gib gut auf dich Acht. Alles Liebe für dich.
Be happy & enjoy Life,
Deine Britta.
2 Gedanken zu „Journaling leicht gemacht“