Wie kommt es zur Überforderung?
Es ist Mitte August. Montagmorgen. Ich bin unendlich dankbar, dass ich meine Arbeitstage jetzt komplett in meinem Tempo starten kann. Zuerst meine morgendlichen Routinen. Sie geben mir Struktur.
Frühstück auf dem Balkon. Ich schaue in den Himmel. Die Sonne scheint und nur ein paar kleine Wolken sind am Himmel zu sehen. Wie kleine Wattebäuschchen wirken sie. Vogelgezwitscher. Ich genieße mein Müsli, muss es nicht mehr herunterschlingen, wie früher. Ich bin komplett im Hier und Jetzt.
Zum Beginn meiner Selbständigkeit hat sich das überhaupt nicht so angefühlt. Ich war extrem unsicher. Es war viel zu organisieren. Und um meine Homepage wollte ich mich selbst kümmern. Sie sollte so schnell wie möglich an den Start gehen. Damit ich mich mit meiner eigentlichen Arbeit beschäftigen kann. Meinen Herzens-Aufgaben, diesen Blog und mein erstes Buch schreiben. Ich habe mich so sehr unter Druck gesetzt. Meine Selbständigkeit, Familie und Privatleben, Einkommen sichern. Dann ist es nach den ersten 4 Wochen passiert. Mental Load.
Ich musste ganz schnell etwas ändern. Den Turbo rausnehmen und mich zuerst einmal um mich kümmern. Das war komplett neu für mich.
Und weil ich bei meinen Recherchen bemerkt habe, wie weit verbreitet dieses Phänomen ist und dass so viele Menschen davon betroffen sind, zeige ich hier einige Lösungsmöglichkeiten und meine persönlichen Erfahrungen, um Wege aus der Überforderung zu finden.
Erkennen – Symptome, Ursachen und Hilfsmittel
Am Anfang steht erstmal die Erkenntnis. So lange wir uns einfach gestresst und belastet fühlen, können wir das noch gut wegschieben. Doch spätestens, wenn unser Körper dann reagiert, sind wir gezwungen, hinzusehen. Die Symptome können ganz vielfältig sein:
Kopfschmerzen, bleierne Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, schmerzhafte Verspannungen, Kreislaufprobleme und sogar Herzrhythmus-Störungen, um nur einige zu nennen.
Jeder Mensch reagiert anders und so sind meist auch die Beschwerdebilder ziemlich individuell.
Spätestens jetzt ist dir bewusst, dass du so nicht weitermachen kannst. Doch was genau kannst du jetzt tun?
1. Mach dir bewusst, dass DU der wichtigste Mensch in deinem Leben bist!
Sei dir ganz sicher, das hat nichts mit Egoismus zu tun. Denn nur, wenn es dir gut geht, kannst du auch ausgeglichen und liebevoll im Umgang mit anderen Menschen sein.
2. Analyse, Selbstreflexion, Stressoren finden
Äußerst hilfreich ist hierzu, einmal alle Gedanken aus deinem Kopf zu schreiben. Lege dir ein Tagebuch zu, in dem du jeden Abend deine Gedanken des jeweiligen Tages einträgst, wie zum Beispiel:
Wie bist du in den Tag gestartet? Wie hast du dich gefühlt? Hat sich an diesem Zustand im Laufe des Tages etwas verändert? Warum? Was war der Auslöser?
So kannst du super schnell alle möglichen Stressoren enttarnen. Und zum Abschluss jeden Tages dann noch …….
3. Dankbarkeit
Notiere dir zum Abschluss immer noch, was an diesem Tag GUT war und wofür du dankbar bist. Dadurch wird dir bewusst, auch wenn mal ein Tag aus deiner Sicht komplett für die Tonne war …… du wirst trotzdem immer etwas finden, das dir einen kleinen Glücksmoment geschenkt hat. Ein Lächeln, ein netter Gefallen, ein Kompliment. Dadurch erkennst du, dass niemals der komplette Tag mies war, sondern immer nur einzelne Momente. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt ….
4. Deine Reaktion auf eine Situation
Mach dir bewusst: immer dann, wenn dich etwas triggert oder ärgert, triffst DU allein die Entscheidung, ob du es zulässt oder eben nicht. Du kannst davon ausgehen, wenn dich etwas in Rage bringt, auch wenn die Schuld deiner Meinung nach bei dem Anderen liegt, gibt es in deinem Unterbewusstsein etwas, das sich angesprochen fühlt. Beruhend auf vergangenen Erlebnissen und Erfahrungen. Deshalb stelle dir einmal die Frage:
Was hat das mit mir zu tun?
Allein schon durch die Frage änderst du deine Position. Du wechselst in eine Art Draufsicht. Das macht es leichter, die Ursache zu finden. Hast du sie noch nicht gefunden, stelle dir weitere Fragen? Ist dir die Ursache klar, setz dich wieder an dein Tagebuch. Beim Aufschreiben findest du meist schon ganz allein die Lösung. So dass dich zukünftige Ereignisse dieser Art nicht mehr oder nicht mehr so stark triggern. Bitte mach dir auch bewusst, alte Blockaden zu lösen, ist definitiv ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Damit würdest du dich selbst wieder unter Druck setzen. Und genau das möchtest du ja vermeiden. Also gib dir bitte Zeit!
Anhand deines Tagebuches kannst du nach einigen Wochen eine Bestandsaufnahme machen.
Wie verliefen am Anfang durchschnittlich deine Tage und in welcher Gefühlslage warst du dann?
Auf einer Skala von 0 (hundsmiserabel) bis 10 (ausgeglichen und glücklich).
Wie verläuft heute durchschnittlich dein Tag und in welcher Gefühlslage bist du heute?
Auf einer Skala von 0 (hundsmiserabel) bis 10 (ausgeglichen und glücklich).
Ich wette, du wirst einen Unterschied erkennen.
Da du nun deine Haupt-Trigger und Blockaden entlarvt hast, gebe ich dir noch ein paar Möglichkeiten an die Hand, um damit in Zukunft gelassener umzugehen oder sie sogar ganz aufzulösen. Diese Tipps beruhen auf meinen ganz persönlichen Erfahrungen.
Ausgleich, Balance & Ruhe finden
Das erste wirkungsvolle Mittel, das du immer und vor allem überall anwenden kannst ist -> bewusster Atem.
Es ist fast magisch, wie stark du mit deiner Atmung deinen körperlichen und mentalen Zustand beeinflussen kannst. Hier gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Im Yoga gibt es die Wechselatmung und auch den Feueratem.
Dann gibt es noch die 6-4-8-Methode. Dabei handelt es sich um die Angabe von Sekunden (diese können auch variieren). Du zählst beim Einatmen bis 6, hältst bis 4 und beim Ausatmen zählst du bis 8. Wichtig ist, dass das Ausatmen länger dauert, als das Einatmen.
Und da gibt es noch viel mehr Möglichkeiten. Allesamt sind sehr wirkungsvoll.
Eine ganz einfache Methode ist es, wenn du in einer Akut-Situation einfach kurz die Augen schließt, dich nur auf einen ruhigen Atem fokussierst und dir vorstellst, du würdest gerade im absolut ruhigen Zentrum eines Wirbelsturmes stehen. Eine sehr gute Maßnahme, um dich mental ganz schnell wieder zu dir zu bringen. Hat mir mega oft geholfen.
Ein weiteres, richtig gutes Mittel ist die -> Verbundenheit mit der Natur.
Wann immer du kannst, geh in die Natur. Egal, ob in den Wald, ans Meer, an den See oder irgendwo aufs Land. Es gibt keinen besseren Ort, um wieder ganz und gar in deine Mitte zu kommen. Die Natur erdet uns und kann uns unglaublich gut zur Ruhe bringen.
Hast du schon mal einen Baum umarmt?
Klingt erstmal komisch, aber ist wirklich faszinierend. Wenn du den Baum in den Arm nimmst, dann merkst du, wie fest er mit der Erde verbunden ist. Er bewegt sich keinen Zentimeter. Er steht fest im Sturm, im Regen, in der Sonne und im Schnee.
Wenn du ihn hältst, schließe die Augen und erspüre das mal. Hat das eine kleine Weile auf dich gewirkt, dann kann dich so schnell nichts umhauen. Glaub mir. Ich habs probiert.
Der nächste Tipp ist -> Routinen schaffen.
Kleine Routinen über den Tag verteilt schaffen für uns eine Struktur im Tag. Unser Gehirn liebt das.
Schon am Morgen tut es unglaublich gut, wenn du mit immer wiederkehrenden Ritualen startest. Zum Beispiel mit Yoga oder einer Meditation. Bei beidem bist du mit deiner Aufmerksamkeit komplett bei dir und entspannst dich. Bringst dich in eine positive Energie. Wenn du dir dann noch eine richtig gute Intention für den Tag setzt, kann dich diese wundervolle Energie trotz Stress ziemlich lange begleiten.
Überlege dir, was du an kleinen Routinen im fortgeschrittenen Tag integrieren kannst. Vielleicht in der Mittagspause ein paar Schritte an der frischen Luft gehen. Oder ein paar Zeilen in einem guten Buch lesen. Du kannst dir auch einfach meditativ die Hände waschen. Stell dir dabei vor, dass du alle Anspannung über die Hände abspülst.
Ja und am Abend tue etwas, das dir wirklich Freude macht. Was dein Herz jubeln und dein inneres Kind hüpfen lässt. Rad fahren, spazieren gehen, Sport etc. Wichtig: nicht dogmatisch, nicht unter Druck! Nichts, wozu du dich wieder zwingen musst. Sonst würdest du neuen Stress erzeugen. Nein, alles was dich regelrecht ruft. Wozu du so richtig Lust hast.
Und zum Abschluss des Tages noch meine Empfehlung vom Anfang: Tagebuch schreiben. Den Tag Revue passieren lassen und dankbar sein für all die schönen kleinen Glücksmomente. Und die findest du wirklich jeden Tag!
Zum Ende noch ein Tipp -> immer wieder Pausen machen!
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Sind schon damit aufgewachsen. In jedem von uns existieren negative Glaubenssätze. Zum Beispiel „Ich darf mich erst ausruhen, wenn ich noch dies und/oder das erledigt habe.“
Wir können gar nicht mehr anders. Und setzen wir uns wirklich einmal hin, dann erblicken wir sofort, dass die Blumen aber noch Wasser bräuchten und die Spülmaschine ausgeräumt werden müsste. Sofort meldet sich das schlechte Gewissen und quatscht dir in deine kleine Auszeit. Du springst wieder auf und erledigst, was noch getan werden muss. Doch das ist Bullshit!
Höre auf deinen Körper, sei achtsam. Wenn er nach einer kurzen Pause verlangt, dann gib sie ihm. Und wenn der Denker sich meldet, dann frage dich: „Macht es einen Unterschied, ob ich zuerst eine kleine Pause mit einer Tasse Tee mache und dann die Blumen gieße?“ Ist die Antwort „NEIN“, dann genieße ganz bewusst deine Auszeit und gieße später die Blumen. Oder hänge die Wäsche auf oder bring den Müll raus.
Noch besser wäre es, wenn du dir helfen lässt. Wenn du nicht allein lebst….
wie könntet ihr euch die Dinge aufteilen, die zu erledigen sind? Und wenn du Kinder hast, wie kannst du sie mit einbeziehen? Natürlich dem Alter entsprechend. Doch meine Erfahrung nach sind die Kleinen ganz heiß drauf, mithelfen zu dürfen. Zumindest bevor sie in die Pubertät eintauchen.
Du siehst, es ist gar nicht so schwer. Du wirst es sicher etwas üben müssen. Wie schon gesagt, Veränderung passiert nicht von heute auf morgen. Und meist auch nicht linear. Lass dich nicht entmutigen, wenn es mal nicht so gut klappt. Bleib am Ball. Und die Belohnung ist …
… mehr Leichtigkeit und Freude, Gelassenheit und innere Balance
und ganz ganz viele große und kleine Glücksmomente, die du sonst womöglich übersehen hättest.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich dir einen entspannten und zugleich energiegeladenen Start in die neue Woche. Hab einen wunderschönen Tag.
Be happy & enjoy Life.
Deine Britta.