Heute möchte ich gern ein paar Gedanken zur „Gemeinsam-Zeit“ teilen. Gerade weil ich durch Social-Media, durch Beobachtungen im Alltag, Gespräche und den Austausch mit Freunden und Bekannten merke, wie wichtig dieses Thema eigentlich ist.
Wir leben heute in einer Zeit, in der wir ständig im Laufschritt unterwegs sein müssen, um mitzuhalten. Höher, schneller, weiter. Das ist in unserer persönlichen kleinen Welt oft so, aber auch gesellschaftlich, genauso wie wirtschaftlich. Überall um uns herum ist Hektik und Stress.
Gerade deshalb ist es so unfassbar wichtig, auch einmal innezuhalten, sich Pausen zu gönnen und gut für Erholung und Regeneration zu sorgen. Es ist so wichtig, uns gut um uns selbst zu kümmern. Sowohl um den Körper, als auch um die Seele. Selbstfürsorge ist der Schlüssel, um die Balance zu halten. Und weil es so essentiell ist, schreibe ich oft darüber und gebe Tipps für eine alltagstaugliche Umsetzung.
In den sozialen Medien, in Zeitschriften und immer mehr gesellschaftlichen Bereichen wird auf Selbstfürsorge und Entspannung hingewiesen. Doch es gibt noch ein weiteres Gebiet, das ich bei all dem sehr vermisse.
Die Gemeinsam-Zeit.
Was im Gegenzug nämlich oft vergessen wird … wir sind alle soziale Wesen. Wir brauchen die Gemeinschaft mit anderen Menschen, den Austausch und Kontakt, um mental und auch körperlich gesund zu bleiben. Somit ist eine gute Gemeinsam-Zeit also auch eine Form der Selbstfürsorge.
Was meine ich damit? Ich möchte das gern mit einem Vergleich deutlicher machen. Also zeige ich zuerst einmal zwei Beispiele auf, die klar machen, was eigentlich NICHT mit Gemeinsam-Zeit gemeint ist.
Ein Vergleich – Alltagstrott vs. Quality-Time
Beispiel 1:
Lisa, 32 Jahre, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im optimalen Fall teilen sich morgens beide Eltern auf, versorgen die Kids und bringen die beiden sicher in die KITA und die Schule. Beide sind angestellt in einem Job. Nach Feierabend holt einer der beiden die Kinder ab, der andere erledigt noch Einkäufe. Eines der Kinder geht einem Hobby nach. Sagen wir, es lernt Gitarre spielen. Also bringt der Papa es zum Musikunterricht, während sich Lisa um das kleinere Kind zu Hause kümmert. Sie pendelt zwischen mit-dem-Kind-spielen und Abendessen kochen. Als der Papa mit dem älteren Kind auch wieder zu Hause ist, essen sie gemeinsam zu Abend. Nach dem Essen laufen die Vorbereitungen mit den Kindern für die Schlafenszeit. Lisa liest den beiden noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor, während der Papa die Küche in Ordnung bringt. Später, als die Kleinen schlafen, sinken Lisa und ihr Mann erschöpft auf das Sofa. Sie besprechen noch die organisatorischen Themen für den nächsten Tag. Da sie völlig müde sind, gehen sie schlafen.
Eigentlich ist der Alltag ziemlich effektiv aufgeteilt. Es „funktioniert“ doch alles super, könnte man meinen. Doch wieviel Zeit haben sie nun alle wirklich miteinander verbracht? Kleine gemeinsame Momente, die allen unglaublich guttun.
Beispiel 2:
Peter ist 27 Jahre und lebt allein in einer kleinen Wohnung. Er ist neu in diese Stadt gezogen und kennt noch niemanden. Tagsüber arbeitet er als Maurer in einem größeren Bauunternehmen. Sein Hobby ist Modellflug. Es gibt im Nachbarort tatsächlich auch einen Verein, in dem die Mitglieder gemeinsam an Modellflug-Projekten arbeiten, ihre Erfahrungen austauschen und natürlich ihre Modelle auch in die Luft bringen. Manchmal werden kleine Wettbewerbe ausgetragen. Diesen Verein wollte er sich schon so lange einmal ansehen. Er möchte die Menschen dort kennenlernen, um für sich zu prüfen, ob er dort auch Mitglied werden könnte.
Nach einem langen, schweren Arbeitstag möchte er nun endlich zum Modellflug-Verein fahren. Doch seine Kollegen gehen noch ein Feierabend-Bier trinken und wollen, wie so oft, Peter dazu überreden, mit ihnen zu kommen. Er versteht sich sehr gut mit seinen Kollegen, mag jedoch kein Bier und er mag auch keine Kneipen. Doch um sie nicht zu verletzen und nicht wie ein Außenseiter dazustehen, ging er schon viel zu oft mit. So auch diesmal. Er denkt noch darüber nach, dass er im Modellflug-Verein vielleicht sogar neue Freunde hätte finden können. Peter fühlt sich in dieser Kneipe überhaupt nicht wohl und wünscht sich nur, dass die Zeit schnell vergeht und er nach Hause fahren kann.
Wieviel Zeit hat Peter nun in Gemeinschaft verbracht, die wirklich wertvoll für ihn war, die er genießen konnte und die ihm neue Energie geschenkt hat?
Ich denke, diese beiden Situationen lassen richtig gut erkennen, wann diese Gemeinsam-Zeit zum absoluten Stress-Faktor wird. Und das ist tatsächlich viel zu oft der gängige Alltag.
Genau das Gleiche ist es, wenn so viele Menschen darüber klagen, sie müssten ihre Verwandten oder Eltern besuchen. Auch das ist für Einige eher ein großer Zwang, der erheblichen Druck auslöst. Sie sehen diese Besuche aus der Position des Mangels an Zeit, fühlen sich eingeschränkt und unter Druck gesetzt.
All das tut uns nicht gut!
Der Perspektiv-Wechsel
Entscheidend ist in jedem Fall die innere Einstellung zur Person oder Situation.
Das Gefühl von Stress kommt immer dann auf, wenn wir denken, wir haben zu wenig Zeit oder es wird eine Erwartung an uns gestellt, die wir erfüllen sollen.
So viele Menschen hetzen durch den Tag im „Funktionsmodus“. Sie ziehen ihren Alltag durch, wie in einem Hamsterrad. Ein Perspektiv-Wechsel macht absolut Sinn. Und mit dem Wechsel der Sichtweise verändert sich auch die innere Einstellung zur jeweiligen Situation.
Wenn wir uns zum Beispiel bewusst machen, dass der Besuch eines lieben Menschen durch höhere Gewalt schon morgen nicht mehr möglich sein könnte, sind wir dadurch bei einem Besuch, der nicht 3 Stunden dauern muss, sondern vielleicht nur 1 Stunde, viel präsenter. Hören diesem Menschen viel aufmerksamer zu und genießen diese Zeit mit ihm. Und wenn wir dann noch bemerken, dass dieser Besuch dem Menschen seinen Tag schön und besonders macht, dann wirkt sich das letztendlich auch auf uns aus. Diese Freude kommt zu uns zurück. Und schließlich war diese 1 Stunde absolut im Hier und Jetzt zu sein für beide viel wertvoller, als 3 Stunden Pflichtbesuch und Unaufmerksamkeit.
Ein Bild von Quality-Time
Wie könnte ein Tag mit mehr Gemeinsam-Zeit nun für die Personen in unseren Beispielen aussehen?
Zum Beispiel 1:
Der morgendliche Ablauf bleibt bestehen. Doch nachmittags holen Lisa und ihr Mann die Kinder gemeinsam ab und verbringen noch eine halbe Stunde alle gemeinsam auf dem Spielplatz. Sie haben viel Spaß zusammen. Danach bringen sie das ältere Kind zur Musikschule. Während der Gitarren-Stunde des älteren Kindes kaufen Lisa und der Papa mit dem kleineren Kind zusammen ein. Nach der Musikschule sind dann alle gemeinsam zu Hause. Die Kids spielen und Lisa bereitet zusammen mit ihrem Mann das Abendessen zu. In dieser Zeit können die beiden bereits den nächsten Tag planen. Alle essen gemeinsam zu Abend und zur Schlafenszeit kuscheln sich Eltern und Kinder zusammen ins Bett und lesen eine Gute-Nacht-Geschichte. Die Küche muss nun noch aufgeräumt werden. Auch das machen die Eltern gemeinsam. Inzwischen können sie schon die Organisation des kommenden Tages besprechen. Dann macht Lisa leise Musik dazu an. Sie beginnt, nebenbei zu tanzen. Auch ihr Mann lässt sich davon anstecken. Sie tanzen einen Moment lang fröhlich durch die Küche. Nachdem alles wieder in Ordnung gebracht ist, kuscheln sich die beiden auf das Sofa. Sie reden über ihre Gedanken, Gefühle und Träume. Kreieren zusammen Ideen für die gemeinsame Zukunft. Oder schmieden einfach nur Pläne für das nächste Wochenende oder einen Ausflug mit den Kids. Natürlich sind sie an diesem Tag auch müde. Aber nicht mehr erschöpft. Durch den Tag zogen sich viele kleine gemeinsame Momente, die den Alltagstrott durchbrachen. Und auch, wenn die Zeit immer nur kurz war, war sie sehr intensiv und hat allen Glücksgefühle und ein Empfinden von Geborgenheit und Verbundenheit gegeben. Weil sie sich dafür entschieden hatten und diese kurzen Augenblicke absolut genießen wollten.
Zum Beispiel 2:
Peter wird die Frage nach dem Feierabend-Bier verneinen. Er erklärt ganz ehrlich, dass er zwar gern Zeit mit seinen Kollegen verbringen möchte, aber diese Kneipenbesuche nicht mag. Da es lediglich die Lokalität ist, in der er sich nicht wohlfühlt, aber die Kollegen ihm wichtig sind, macht er ein Angebot. Er lädt seine engsten Kollegen am Samstag zu einem Grillabend ein. Sie finden die Einladung prima und sagen zu. Nun kann Peter zum Modellflug-Verein fahren. Es gefällt ihm dort so sehr. Die Stimmung ist völlig entspannt und alle verfolgen das gleiche Interesse. Auch Peter möchte nun tatsächlich Mitglied werden.
Am Samstag beim Grillabend führen Peter und seine Kollegen sehr entspannte Gespräche. Es stellt sich heraus, dass sich einer von ihnen auch für Modellflugzeuge interessiert. Sie haben einen richtig gelassenen Männerabend und wer weiß, vielleicht kommt dieser eine Kollege ja auch einmal mit zum Modellflug-Verein. Und womöglich entwickeln sich hieraus neue Freundschaften.
Mein Fazit
Dies sind nur Beispiele und natürlich nicht auf jeden anwendbar. Ich möchte damit verdeutlichen, dass es durchaus Sinn macht, die Perspektive zu wechseln. Darüber nachzudenken, welche Veränderungen wir vornehmen könnten, um Anspannung zu reduzieren und gemeinsame Zeit zu genießen. Und seien sie noch so klein. Wir brauchen diese Zeit mit unseren liebsten Menschen, Familien oder Freunden, um uns glücklich, erfüllt und geborgen zu fühlen. Auch das ist eine Form der Selbstfürsorge. Oft reichen schon kleinste Veränderungen aus, damit wir mit einem viel entspannteren Gefühl durch den Tag gehen können. Und wenn wir entspannt sind, können wir auch die Momente mit anderen Menschen voll und ganz genießen. Es kommt überhaupt nicht darauf an, wieviel Zeit es ist, die wir für Gemeinsam-Zeit nutzen. Es kommt auf die Qualität an. Ob wir uns wirklich einlassen können. Ehrlich und authentisch. Völlig präsent sein.
Wenn wir wieder lernen können, uns vom Alltag zu lösen, uns immer wieder kleine Pausen zu gönnen, uns Zeit für uns selbst zu schenken, dann wächst ganz von selbst auch der Wunsch nach Gemeinsam-Zeit mit unseren liebsten Menschen. Einfach weil auch das wichtig für uns ist.
Die Kunst besteht also darin, eine Balance zu kreieren zwischen Zeit, die wir uns ganz bewusst für uns selbst einrichten, und der Zeit, die wir in einer liebevollen Gemeinschaft verbringen möchten.
Schau doch in dieser Woche einmal, ob du in deinem Alltag ein paar kleine Veränderungen vornehmen kannst, die dich entspannen und mit anderen Menschen zusammenbringen.
Also lass uns das Leben feiern. Einmal mit uns selbst ganz allein und ein anderes Mal mit Menschen, denen wir gern unsere Zeit schenken. All das tut uns gut und erhält uns gesund.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich dir einen entspannten und zugleich energiegeladenen Start in die neue Woche mit ganz viel Quality-Time für dich selbst und gemeinsam mit dir wichtigen Menschen. Denke immer wieder zwischendurch an kleine Pausen, gib gut auf dich Acht und alles Liebe für dich.
Be happy & enjoy Life,
Deine Britta.