Gerade ist es um mich herum ziemlich chaotisch und trubelig. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es das eigentlich immer … mal mehr, mal weniger. Dieses Gefühl von Überforderung ist anscheinend ein Teil von mir, schon so lange ich denken kann. Also hat es direkt etwas mit mir zu tun. Schon vor einiger Zeit habe ich das zum Glück erkannt und gelernt, damit umzugehen, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht und mich die Überforderung nicht mehr überrollen kann. Trotzdem erwischt sie mich immer wieder. Das ist das Leben! Sie zeigt sich mir in immer neuen Facetten, stellt mich auf die Probe und ich … ich lerne jedes Mal ein bisschen mehr.
In diesem Augenblick sitze ich in einer kleinen Seitenstraße mitten in Ludwigsfelde an einer Wiese auf der Bank im Schatten und schreibe diesen Artikel. Es ist 10:00 Uhr vormittags und ich muss mich aus familiären Gründen hier aufhalten. Das wird in den nächsten Wochen, vielleicht sogar Monaten jeden Tag so sein. Also, dass ich hier sein muss.
Du liebe Güte, was habe ich mich innerlich dagegen gewehrt. Genau das hat in mir unfassbaren Stress verursacht und mich unter Druck gesetzt. Tausend Fragen schossen mir von morgens bis abends durch den Kopf. Wie soll ich denn so bitte meine Arbeit machen? Und wo soll ich das ganze Geld hernehmen für die Fahrkosten? (Sämtliche Behörden haben Unterstützung meiner Situation abgelehnt.) Ich bin gezwungen, mit meinem Auto zu fahren, um zeitlich absolut flexibel bleiben zu können (mein Auto ist kein Diesel, sondern ein Benziner).
Die ganze Situation fühlt sich für mich so an, als hätte ich komplett die Kontrolle über mein Leben verloren und werde durch das Schicksal (oder was auch immer) fremdbestimmt. Damit kann ich überhaupt nicht gut umgehen (Kann das überhaupt jemand?).
Seit letzten Montag geht das nun schon so und ich weiß bisher nicht, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Jetzt sitze ich also hier auf meiner Bank im Schatten bei herrlichstem Sonnenschein und denke mir: ‚Warum kannst du das denn nicht einfach so annehmen, wie es ist, Britta? Immerhin hast du die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten. Das können viele andere nicht. Die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß, sondern wirklich sehr angenehm und du beklagst dich. Warum denn bitte?’
Ich atme ganz tief durch, schaue in den strahlend hellblauen Himmel. Nicht ein einziges Wölkchen ist zu sehen. Noch duftet die Luft nach Sommer. Etwas weiter weg flanieren Menschen die Straße entlang. Die meisten von ihnen sehen tatsächlich sehr entspannt aus und scheinen den Tag zu genießen. Die Cafés und Restaurants haben immer noch ihre Tische draußen, die um diese Uhrzeit zum Teil bereits besetzt sind. Ich sehe eine Frau mit Sonnenbrille, die versonnen an ihrem Cappuccino nippt. Gerade fliegt am Himmel ein Flugzeug über mich hinweg und ich frage mich, wohin die Reise wohl geht. Sehnsucht steigt in mir auf. Eine Woche Urlaub in diesem Jahr war definitiv zu wenig.
Eine ältere Dame läuft langsam an mir vorüber, lächelt mich freundlich an und sagt zu mir: „Sie haben aber einen schönen Arbeitsplatz.“ Wir schwatzen kurz, bevor sie weitergeht.
Noch einmal atme ich ganz langsam tief durch und denke, dass die Dame recht hat. Das hier gerade tun zu können unter fast perfekten Umständen ist wirklich ein Privileg. Ich schließe kurz die Augen, spüre in mich hinein und schmunzle.
Ja, das ist der Schlüssel. Annehmen, was ist. Und sofort spüre ich Leichtigkeit in mir, ja, sogar Dankbarkeit. Leichtigkeit ist nur eine Entscheidung weit entfernt. Eigentlich ist es ganz einfach und doch tue auch ich mich manchmal noch immer etwas schwer damit. Es wird immer wieder Situationen geben, die ich nicht beeinflussen kann. Aber genau das zu erkennen, dass ich es eben nicht ändern kann, es also keinen Sinn hat, dagegen zu kämpfen, weil es nichts bringt, sondern mich nur unfassbar viel Kraft kostet. Viel effektiver ist doch dagegen, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich die Umstände so gut wie möglich für mich nutzen kann. Na ja und mir alles vielleicht sogar so schön gestalten kann, um es idealerweise zu genießen, wenigstens ein bisschen.
Ich nehme mir vor, diese Gedanken mit in jeden Tag zu nehmen. Es wird mir helfen, die täglichen Fahrten nach Ludwigsfelde und die vielen Verweil-Stunden hier, bis es wieder nach Hause geht, viel leichter zu nehmen. Natürlich mit der Hoffnung, dass diese Umstände nicht mehr allzu lange anhalten werden. Doch ich kämpfe nicht mehr dagegen.
Vielleicht fragst Du Dich, warum ich Dir hier davon erzähle. Weil ich das Gefühl habe, dass Du eventuell in Deinem Leben auch die ein oder andere ähnliche Situation hast, gegen die Du versuchst anzukämpfen. Genau deshalb möchte ich meine eigenen Erfahrungen mit Dir teilen und wer weiß, vielleicht hilft Dir ja einer meiner Gedanken, um auch in Deinem Leben nicht gegen etwas anzugehen, was Du nicht ändern kannst. Möglicherweise kannst Du dann ja auch einfach die Entscheidung treffen, die Situation anzunehmen genauso, wie sie ist und das Beste daraus zu machen. Das wünsche ich Dir so sehr.
Ich für meinen Teil klappe jetzt meinen Laptop zu und genieße noch etwas das herrliche Sommerwetter, bis ich wieder nach Hause fahren kann. Wenn Du magst, schreibe mir gern einen Kommentar und erzähle mir, ob Du bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hast. Ich würde mich total freuen, wenn Du Dir diese Zeit nimmst. Vorab schon mal ein ganz liebes Dankeschön dafür.
Also pass gut auf Dich auf, denke bitte ans Tief-Durchatmen und Pausen machen und tue Dir jeden Tag etwas Gutes (auch wenn es nur etwas ganz Kleines ist). Alles Liebe!
Be happy & enjoy Life ❤️,
Britta. 🌻