#36 Was Stress mit uns macht

Das Wort „Stress“ ist permanent vertreten in unserem Wortgebrauch. Es dominiert unser Denken und unser Erleben. Jeden Tag. Und die meisten Menschen sehen Stress als etwas Negatives und vor allem als etwas, dem sie hilflos ausgeliefert sind. Doch ist das wirklich so?

Heute möchte ich dieses Thema einmal genauer unter die Lupe nehmen. Denn natürlich gerate auch ich immer wieder einmal in stressige Situationen. Inzwischen sind von diesem Phänomen nicht mehr nur einzelne Menschen betroffen oder einzelne Gruppen besonders stressanfälliger Menschen. Nein, Stress ist bereits gesellschaftlich verankert. Wir haben uns zu einer Leistungsgesellschaft entwickelt. Alles muss noch schneller, noch größer, noch effektiver, noch gewinnbringender sein. Dieses Denken betrifft den Einzelnen und auch große Industriezweige. Es war ein schleichender Prozess seit vielen Jahrzehnten. Genauso, wie dunkler Rauch ganz langsam und heimlich durch jeden Türschlitz hindurch kriecht. Es kam immer mehr zu Dauerstress. Und damit zu immer mehr körperlichen und mentalen Erkrankungen. Verfolgt man Krankheitsstatistiken, dann haben wir inzwischen katastrophale Zustände erreicht. Doch ist wirklich der Stress allein der Bösewicht, der uns alle krank werden lässt?

Was bedeutet eigentlich Stress?

Sehen wir uns dazu erst einmal an, was Stress eigentlich ist. Er ist ein Antreiber. Er sorgt dafür, dass wir ins Handeln kommen. Stresshormone werden durch unsere Blutbahnen gespült, die unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Bei kurzzeitigem Stress sind wir hellwach und absolut fokussiert. Die Verdauung wird um ein Vielfaches heruntergefahren und auch alle anderen Systeme, die gerade nicht dringend benötigt werden, um zu überleben. Unser Gehirn ist in der Lage, blitzschnell Entscheidungen zu treffen. Wir befinden uns im Fight-or-Flight-Modus. Dieser Mechanismus ist evolutionär noch immer in uns verankert, als wir vor Mammuts und Säbelzahntigern fliehen mussten. Kampf oder Flucht war hier die Devise. 

Heute gibt es diese Art von Gefahren nicht mehr. Sie haben sich verändert, inzwischen sind es andere Gefahren, die uns in diesen Modus versetzen. Zum Beispiel, wenn wir die Straße überqueren wollen und urplötzlich ein Auto um die Kurve gerast kommt. Unser Gehirn kann super schnell erkennen, wo die Gefahr ist und was wir tun müssen, um wieder sicher zu sein. Also können wir hier schon erkennen, dass Stress per se nicht schlecht ist. Er kann uns in manchen Situationen sogar das Leben retten. 

Die Unterschiede im Stress-Empfinden

Wenn wir nun Stress so oft als negativ empfinden, gibt es offensichtlich Unterschiede. Das ist tatsächlich so. Stress kann durchaus positiv auf uns wirken, aber auch negativ. Ich möchte diese Unterschiede einmal an einem Beispiel erläutern.

Positiver Stress: 

Du möchtest für dich und deine Familie ein Haus bauen bzw. ausbauen. Nicht so eines von der „Stange“. Eher ein alter, kleiner, ländlicher Hof. Den möchtest du nach euren Vorstellungen neu- und umgestalten. Pläne werden geschmiedet. Spätestens jetzt kannst du nicht mehr richtig schlafen, weil dir tausend Ideen durch den Kopf jagen. Du bist aufgeregt, hibbelig und vorfreudig. Dann geht es ans Werk. Schließlich wollt ihr bald dort einziehen. Die Ärmel werden hochgekrempelt und los gehts. Du fühlst dich energiegeladen und bist voller Tatendrang. Kannst alles schon fertig vor deinem geistigen Auge sehen. Du arbeitest so viel du kannst, um möglichst bald am Ziel zu sein.

Kennst du solche Situationen? So oder so ähnlich erleben wir so manche Momente. Immer dann, wenn wir uns euphorisiert und unaufhaltsam fühlen, sind wir positiv unter Stress gesetzt. Doch was passiert dabei im Körper? Auch hier schwirren Stresshormone durch unser Blut. Sie sind schließlich die Antreiber. Dazu kommen jedoch noch weitere Hormone. Die Endorphine. Es sind, stark vereinfacht ausgedrückt, die Glücklichmacher und Schmerzmittel zugleich. Wir sind so happy, dass wir unsere Schmerzen (zum Beispiel im Rücken vom bauen) nicht oder nur sehr wenig spüren. Diese Kombination kann uns ungeahnte Kräfte verleihen, so dass wir weit über uns hinauswachsen können.

Doch Achtung! Im Dauerzustand sind sie genauso schädlich, wie negativer Stress! Also auch hier ist es essentiell, unbedingt auf ausreichende Pausen zu achten.

Negativer Stress:

Bleiben wir der Einfachheit halber bei dem ländlichen Gehöft, das ein neues Zuhause für dich und deine Familie werden soll. Eigentlich war schon die Suche nach diesem Grundstück eine mega Herausforderung. Nun endlich seid ihr fündig geworden. Doch, je konkreter ihr euch Pläne macht, wie alles einmal aussehen soll, umso mehr siehst du, wieviel Arbeit, Kraft, Zeit und Geld in dieses Projekt gesteckt werden müssen. Erste Zweifel machen sich unterschwellig breit. Haben wir uns hier doch übernommen? Bei einem fertig geplanten, neuen Haus hätten ein Architekturbüro und eine Baufirma alles übernommen. Denk hier nochmal an den dunklen Rauch, der durch jeden Türschlitz kriecht.

Nun wollt ihr ja möglichst bald einziehen, um unnötige Mietzahlungen für eure bisherige Wohnung einzusparen. Also wird so richtig rangeklotzt. Anfangs jedes Wochenende, später dann sogar noch nach Feierabend. Jede Stunde, in der du etwas am Haus machen kannst, zählt. Du fühlst dich inzwischen müde, ausgelaugt, total erschöpft und willst eigentlich gar nicht mehr weitermachen. Aus der anfänglichen Vorfreude ist binnen kürzester Zeit belastender Dauerstress geworden. Du kannst nicht mehr richtig schlafen, weil dich die noch ausstehenden Arbeiten wie eine Welle der Überforderung zu überrollen drohen. Der Körper schmerzt und ruft dringend nach Erholung.

Hast du solche Momente schon erlebt? Was passiert hier im Körper? Auch hier werden wieder unsere Stresshormone durch den Körper geschickt. Es fehlen allerdings die Endorphine, die uns in freudiger Erwartung sein lassen. Und da sich hier der Stress zu einem absoluten Dauerzustand entwickelt hat, macht er über kurz oder lang krank. Die Nebennieren beginnen zu schwächeln und das Hormonsystem gerät durcheinander. Ganz besonders bei uns Frauen. Wir sind hier noch viel eher betroffen, als Männer, da unser Hormonsystem um einiges komplizierter ist. Aus der Hormondisbalance resultieren dann die unterschiedlichsten körperlichen und mentalen Symptome, wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Verdauungsbeschwerden, Zyklusprobleme bei Frauen, neuronale Probleme (Zittern, zuckende Augenlider oder Gliedmaßen, Konzentrationsstörungen u. v. m.), depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen, hoher Blutdruck und Herzrasen, um hier nur einige zu nennen. Die Liste ist noch viel länger.

Negativer Stress als Dauerzustand macht immer krank!

Dafür sind wir Menschen nicht gemacht. Also merke: kurzfristiger Stress kann uns durchaus anspornen oder auch, je nach Situation, das Leben retten. Er ist absolut sinnvoll. Negativer Stress und erst recht Dauerstress tun uns überhaupt nicht gut. Unser Leben sollte grundsätzlich gaaaaaanz laaaaaangsam verlaufen mit kleinen kurzen Sprints. So ticken wir Menschen.

Wie Stress tatsächlich entsteht

Wenn du dir nun die beiden Beispiele noch einmal in Ruhe vor Augen führst, wirst du vielleicht schon eine Ahnung haben. Ist dir etwas aufgefallen? Wie ist in beiden Situationen die jeweilige innere Einstellung?

Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Stress IMMER im Außen entsteht. So wie etwas, das unverhofft über uns hereinbricht. Durch eine Person, die uns kritisiert oder angreift. Oder durch einen Umstand in unserem Umfeld. Doch Achtung …. dem ist nicht so.

Stress entsteht immer in dir selbst!

Das kannst du gar nicht glauben? Ich möchte es dir erklären. Wenn du gestresst bist, dann siehst du ihn nicht wirklich im Außen, sondern du erlebst ihn in dir selbst. Im Außen ist lediglich der Auslöser oder auch Trigger. Das können, wie gesagt, Personen sein oder unangenehme Situationen. Nun sieht jeder von uns die Welt durch seine ganz eigene „Filter-Brille“. Dieser Filter arbeitet so, wie wir es als Kinder bereits gelernt haben oder wie wir durch unser Umfeld geprägt wurden. Vereinfacht ausgedrückt, unsere Eltern und Personen in unserer Umgebung haben uns erklärt, was gut und schlecht ist und wie die Welt zu sein hat. Entsprechend arbeitet unser eigener Filter. Also durchläuft der äußere Trigger unsere Filter-Brille. Und das, was durch unseren Filter nach Innen gelangt, löst eine Emotion in uns aus. Sehen wir die Welt durch unsere Filter-Brille eher negativ und sind misstrauisch, ist die ausgelöste Emotion auch negativ. So entsteht der Stress. Direkt in uns! Durch die Emotion! 

Diese Erkenntnis ist durchaus positiv. Denn sie zeigt dir, dass du dem nicht hilflos ausgeliefert bist. Du entscheidest selbst, ob dich etwas stresst oder nicht. Der einzige Nachteil ist, du kannst deine Filter-Brille nicht von heute auf morgen umprogrammieren. Es ist ein Prozess. Aber die Erfolgschancen sind gigantisch. Diese Entscheidungsfreiheit gibt dir die Macht zurück, selbst über deine Emotionen zu bestimmen. Wie möchtest du dich fühlen? Es lohnt sich definitiv, daran zu arbeiten. Und bezogen auf unsere Leistungsgesellschaft …. Wie lange möchtest du dich davon noch beeinflussen und mitreißen lassen? Du entscheidest! 

Ich selbst habe diese Erfahrung gemacht und kann dir sagen, wieviel leichter mein Leben dadurch geworden ist. Natürlich bedeutet das nicht, dass du irgendwann nie wieder gestresst sein wirst. Wie gesagt, es ist ein Prozess. Auch ich gerate auch heute noch hin und wieder in Stressmomente. Doch immer schneller kann ich erkennen, was in mir getriggert wird und dann viel effektiver reagieren. Ich habe keine Ahnung, ob ich irgendwann vielleicht völlig entspannt und gelassen durch die Welt gehen kann. Doch wir wissen ja …. der Weg ist das eigentliche Ziel! Allein zu wissen, dass ich entscheiden kann, wie ich mich fühle, ist so machtvoll.

Beim Umprogrammieren der Filter-Brillen in Bezug auf Stress höre ich oft das Wort „Stress-Management“. Für mich persönlich ist es ein absolutes Un-Wort. Es bedeutet meiner Auffassung nach, dass der vermeintliche Stress im Außen (wie Zeitmangel etc.) gemanagt werden soll. Doch das ist nur, wie an der Oberfläche zu kratzen. Es beseitigt nicht die Ursachen. 

Möchtest du effektiv an deinem Stressempfinden arbeiten, lass uns reden. Ich kann dir Tools und Wege zeigen, die für Entspannung sorgen in Akutsituationen. Gemeinsam sehen wir uns deinen Filter an, finden negative Glaubenssätze und Denkmuster und lösen diese auf bzw. ersetzen sie durch positive. So dass du deine Welt aus einem völlig neuen, viel gelasseneren Blickwinkel betrachten und entsprechend entspannt reagieren kannst. Dafür biete ich dir Einzel- oder Mehrfachcoachings, begleite dich aber auch gern intensiv über einen längeren Zeitraum. Für Letzteres schnüren wir dir ein individuelles Coaching-Paket, das genau zu dir passt.

Also …. wie möchtest du dich in Zukunft fühlen? Melde dich bei mir.

Ich danke dir von Herzen, dass du heute wieder hier dabei warst. Wenn ich dich inspirieren konnte, lass mir gern einen Kommentar direkt unter dem Artikel da. Das würde mich sehr freuen. Nun hab eine schöne Zeit, denke immer wieder an Pausen und gönne dir etwas richtig Schönes. Alles Liebe für dich!

Be happy & enjoy Life,

deine Britta.

1 Gedanke zu „#36 Was Stress mit uns macht“

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner