#26 Der weibliche Zyklus – für Viele ein Mysterium

In so vielen Gesprächen höre ich immer wieder heraus, dass der weibliche Körper und damit verbunden auch der weibliche Zyklus für Männer und Frauen gleichermaßen ein Mysterium ist. Warum ist das so? Gut, die faktische Funktionsweise des Frauenkörpers lernen wir bereits in der Schule. Dort wird völlig unromantisch die Anatomie des männlichen und weiblichen Geschlechts erläutert, wir lernen ziemlich emotionslos, wie Kinder entstehen, im Körper der Frau wachsen und geboren werden. Nicht mehr und nicht weniger. 

Wir lernen aber nicht, welch ein wichtiger und komplizierter Prozess zum Beispiel die Pubertät ist. Die Zeit, in der wir Mädchen zur Frau werden und die unser physisches und emotionales Leben ganz schön durch wirbelt. Das Hautbild verschlechtert sich oftmals und infolgedessen bekommen wir fix die Pille verschrieben, um Besserung zu erzielen. Ohne vorab ausgiebig über die schwerwiegenden Folgen aufgeklärt zu werden. Viele wissen gar nicht …. die Pille unterdrückt sofort den ganz natürlichen weiblichen Zyklus. Genau dieser soll sich ja in der Pubertät entwickeln, wird aber in den Dornröschenschlaf gelegt, bis später einmal ein Kinderwunsch entsteht. 

Auswirkungen der Pille

Unter dem Einfluss der Pille verändert sich jedoch auch unsere Wahrnehmung und die Libido wird stark vermindert oder verschwindet bei manchen jungen Mädchen/Frauen ganz.

Damit sich die Mädchen und Frauen trotzdem „weiblich“ und in einem Zyklus fühlen sollen, wird bei der Pille nach einer 21tägigen Einnahme eine 7tägige Einnahmepause empfohlen. Eine Blutung setzt ein. Die meisten Frauen wissen überhaupt nicht, dass es sich hierbei NICHT um die normale monatliche Regelblutung handelt, sondern lediglich um eine Abbruchblutung, die den weiblichen Zyklus simulieren soll.

Wird später die Pille abgesetzt, entsteht in den Körpern der Frauen ein regelrechtes Durcheinander. Denn jetzt ist der Dornröschenschlaf beendet und so viele Frauen erleben diese Zeit „danach“ als Fortsetzung der Pubertät. Das Hautbild wird wieder schlechter, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme treten auf. Der Körper braucht seine Zeit, um sich nun endlich auf einen ganz normalen monatlichen Zyklus einzupendeln. Nicht wenige Frauen haben Probleme, schwanger zu werden. 

Am Ende fühlt sich für viele Frauen ihr Körper einfach nur problematisch an, er funktioniert nicht wie gewünscht. Sie haben die Verbindung zum Körper und zu ihrem ganz natürlichen Zyklus verloren. Er bleibt ein Mysterium.

Der Monatszyklus

Der weibliche Körper und ganz besonders der Menstruationszyklus sind ein absolutes Wunder. In jedem einzelnen Zyklus zeigt er, wie unfassbar kraftvoll und einzigartig, aber auch, wie sensibel der Zyklus ist. Er ist für jede Frau ein erstaunliches Geschenk, das die Weiblichkeit unterstreicht und die Fruchtbarkeit möglich macht. All das sorgt dafür, das neues Leben entstehen und geboren werden kann. Es wäre so schön, wenn jede Frau dieses Geschenk anerkennen könnte.

Der monatliche Menstruationszyklus ist in 4 Phasen unterteilt. In diesen Phasen stecken unzählige spannende Prozesse und Abläufe und auch große Chancen und Herausforderungen. Es gibt hier verschiedene ganz natürliche hormonelle Schwankungen. Diese beeinflussen auch unsere Stimmung, unser Wohlbefinden, Energielevel, Schlaf und die Libido. Sie wirken also auf Körper, Geist und Seele. Deshalb sind sie ein ganz maßgeblicher Faktor, der unser Leben beeinflusst.

Je nachdem, wie unser Zyklus verläuft, können wir umgekehrt aber auch erkennen, wie es um unsere körperliche und mentale Gesundheit steht und wie fit unser Hormonsystem ist. Genau deshalb kann man den weiblichen Zyklus auch als körpereigenes Alarmsystem sehen. Er zeigt als erstes an, dass es irgendwo eine Schieflage gibt. Allein das sollte für uns Grund genug sein, die konkreten Abläufe und beteiligten Hormone genauer zu betrachten, den eigenen Zyklus kennen und verstehen zu lernen, vor allem aber ihn wertschätzen zu können. Doch warum fällt es vielen Frauen so schwer, diesen natürlichen Rhythmus anzunehmen? 

Unsere Gesellschaft ist vorgeblich so aufgeklärt, doch ranken sich um den Zyklus, die Periode und alles, was damit im Zusammenhang steht, sehr oft noch Vorurteile, Scham und Halbwissen. Deshalb ist vielen Frauen und Mädchen gar nicht oder nur wenig bewusst, was genau in ihrem Körper passiert oder warum sie eigentlich ihre Periode bekommen. 

Ganz am Anfang des Lebens im Einklang mit dem Zyklus steht Wissen! Wenn wir verstehen, welche hormonellen Abläufe hinter der Periode und den damit verbundenen zyklischen Veränderungen stecken, können wir damit beginnen, unseren Zyklus wertzuschätzen und die einzelnen Phasen zu unserem Vorteil zu nutzen.

Unser Zyklus wird gesteuert von einem hochsensiblen Hormonsystem. Das kleinste Einwirken von außen (Stress, Überforderung, zu wenig Schlaf, ungünstige Ernährung) kann dieses empfindliche System stören. Was genau Hormone sind und wie sie funktionieren, hatte ich schon einmal in einem gesonderten Beitrag beschrieben. Du findest ihn hier.

Was passiert denn nun genau bei einem weiblichen Monatszyklus?

Die vier Phasen

Ein Zyklus beginnt mit der Menstruation. Das Einsetzen der Regelblutung stellt den ersten Tag des neuen Zyklus dar. Ist keine Schwangerschaft eingetreten, wird die aufgebaute Schleimhaut der Gebärmutter nicht länger aufrecht erhalten, sondern durch Muskelkontraktion abgelöst und abgestoßen. Der Körper befindet sich im Übergang von einem Zyklus zum nächsten. Der Energieverbrauch ist in dieser Zeit etwas höher, was manche Frauen durch ein stärkeres Hungergefühl bemerken. Die Leistungsfähigkeit kann absinken, doch oft ist die eigene Intuition in dieser Phase deutlich stärker. Es kommen plötzlich Gedanken und Emotionen hoch, die sonst eher verdrängt werden. Das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug ist in dieser Zeit eher ausgeprägt. Diese Zeit kann sehr wertvoll sein, um all diese Gedanken wahrzunehmen und die Bedürfnisse dahinter zu erspüren. Deshalb tut es vielen Frauen gut, sich selbst nach Möglichkeit mehr Ruhepausen einzuräumen und anzuerkennen, dass die eigene Leistungsfähigkeit nicht immer hoch sein MUSS. Sich selbst in dieser Zeit eine kleine Auszeit zu gönnen, wie auch immer diese aussehen mag, macht es möglich, diese Phase als wertvolle und schöne Zeit für und mit sich selbst zu erleben.

Die Realität sieht leider so aus, dass unfassbar viele Frauen die Periode einfach nur als lästig und unangenehm empfinden. Gerade diese Frauen haben oft auch ein eher negatives Bild von der eigenen Weiblichkeit.

Schon während der Periode beginnt die Eireifungsphase. Ausgewählte Follikel beginnen in den Eierstöcken zu wachsen. Follikel sind kleine Eibläschen, in denen jeweils eine Eizelle heranreift. Sie bereiten sich auf den Eisprung vor. Die Gebärmutterschleimhaut wird neu aufgebaut, der Muttermund wird weicher und öffnet sich. Der Zervixschleim wird flüssiger und spinnbarer. Er stellt quasi das „Hotel“ für die Spermien dar, in dem sie überleben können. 

Die Länge der Wachstumsphase ist sehr individuell. Sie hängt u. a. davon ab, wieviel Energie dem Körper für die Eireifung zur Verfügung steht. In den Eierstöcken findet ca. 6 Tage vor dem Eisprung eine Art Auswahlprozess statt. Danach wächst nur noch ein Follikel weiter. 

Die meisten Frauen fühlen sich in dieser Zyklusphase pudelwohl. Die steigenden Östrogene bewirken erhöhte Serotonin- und Dopaminlevel. Energieniveau, Wohlbefinden, Libido und Selbstbewusstsein steigen an. Das Gehirn arbeitet aktiver, Denkprozesse laufen flüssiger. Wir sind in unserem Flow.

Der Höhepunkt und damit quasi das Hauptevent ist der Eisprung. Er ist der Zweck aller hormonellen Prozesse und ist eigentlich nur ein sehr kurzer Moment von Minuten. Die Eizelle wird vom Eileiter aufgenommen und kann jetzt in den nächsten 12-18 Stunden befruchtet werden. Ist die Befruchtung erfolgreich, wandert die Eizelle weiter in die Gebärmutter und nistet sich in die vorbereitete Schleimhaut ein. Diese Wanderschaft dauert ca. 5-6 Tage. Wurde die Eizelle jedoch nicht befruchtet, stirbt sie ab und wird vom Körper resorbiert. Sie wandert dann nicht weiter und wird auch nicht erst bei der nächsten Periode ausgeschieden, sondern direkt im Eileiter abgebaut.

Wie steht es in dieser Zeit um unsere Emotionen? Viele Frauen befinden sich in dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Kraft. Östrogene und Testosteron befinden sich auf dem Maximalniveau. Deshalb fühlen sich die meisten Frauen energiegeladen und attraktiv. Sowohl emotional als auch körperlich ist die Eisprungphase eine Zeit, in der es uns gut geht und wir das auch ausstrahlen.

Dem schließt sich die Lutealphase an. Sie beginnt nach dem Eisprung. Die Hülle des ehemaligen Follikels bleibt im Eierstock zurück, wandelt sich dort in den Gelbkörper um und beginnt, das Sexualhormon Progesteron zu bilden. Es sorgt dafür, dass sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet und sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut mit Nährstoffen angereichert wird. Progesteron dient quasi zur Aufrechterhaltung der Schleimhaut. Der Körper weiß ja noch nicht, ob es zu einer Schwangerschaft kommt oder nicht. Die Körpertemperatur steigt leicht an, der Zervixschleim verdickt sich und verschließt den Eingang zur Gebärmutter. Der Muttermund schließt sich wieder.

In dieser Zyklusphase sinken die hohen Hormonlevel wieder ab. Damit sinkt auch unser Energielevel. Viele Frauen fokussieren sich wieder mehr nach innen. Die Lutealphase muss nicht unbedingt Beschwerden mit sich bringen. Doch es entsteht hier ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron. Wir spüren emotionale Veränderungen. Hinzu können körperliche Symptome, wie Müdigkeit, spannende Brüste oder Wassereinlagerungen kommen. Diese Symptome kann man zusammenfassen als PMS (prämenstruelles Syndrom). Durch genauere Beobachtung der Beschwerden und Kennenlernen ihres Zyklus können betroffene Frauen oft schon gute Verbesserungen erreichen. Denn diese Beobachtungen helfen ihnen, Rückschlüsse auf ihre Hormonbalance zu ziehen. Hier können wir aktiv einwirken und uns Gutes tun.

Erst wenn ca. 10-16 Tage nach dem Eisprung kein Schwangerschaft signalisierendes Hormon vom Gehirn erkannt wird, fällt der Hormonspiegel so stark ab, dass es zur Blutung kommt. 

Ein neuer Zyklus beginnt.

Frauen sind Wunder

Ich finde es immer wieder beeindruckend, welche Höchstleistungen unser Frauenkörper Monat für Monat vollbringt. Und das ganz ohne unser Zutun. Es ist ein Wunder! Und als solches sollten wir uns auch sehen. Wenn wir Probleme und Beschwerden in unserem Zyklus haben, macht es überhaupt keinen Sinn, unseren Körper zu verurteilen. Er sendet lediglich Zeichen an uns, auf die wir achten und entsprechend eingehen dürfen. Unser Körper arbeitet niemals gegen uns. Er ist immer bestrebt, den bestmöglichen Zustand für uns zu erreichen. Deshalb ist es so unfassbar wichtig, auf Zeichen zu achten und zu erkennen, was wir brauchen, um uns gut zu fühlen.

Du darfst stolz sein auf deinen Körper. Jeder Frauenkörper ist ein Wunder!

Solltest du bis hierhin durchgehalten haben, danke ich dir von Herzen für deine Ausdauer. Dieses Thema liegt mir so sehr am Herzen. 

Nun wünsche ich dir einen wunderbaren Freitag Abend. Starte entspannt in dein Wochenende, tue dir etwas Gutes und genieße es ausgiebig. Alles Liebe für dich!

Be happy & enjoy Life,

deine Britta.

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